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Freitag, 19.04.2024

Nattbach

Nattbach Naturschutzgebiet©Michael Korn
Naturnaher Ausbau Nattbach Linerott©Michael Korn
Abwasservorfluter Nattbach Unterlauf©Michael Korn

Ein typischer Vertreter der Urbanen Fließgewässer

Die Fließgewässer der Ballungsräume sind von allen Gewässern den weitestgehenden menschlichen Veränderungen ausgesetzt gewesen und unterliegen heute noch einer Vielzahl verschiedener Nutzungsansprüche. Das gilt natürlich auch für den in Gladbeck gelegenen Nattbach. Er ist ein typisches Beispiel dafür, daß Bäche in unserer Heimatstadt oft extrem zerstückelt sind und auf kurzen Fließgewässerstrecken ihr Erscheinungsbild permanent wechseln.

Der Nattbach besitzt drei noch feststellbare Quellzuflüsse, die auf landwirtschaftlich genutzten Geländen liegend, zu Entwässerungszwecken vertieft und begradigt wurden. Unmittelbar unterhalb der Hobergstraße (Gelsenkirchen) mit Eintritt in das Gladbecker Stadtgebiet beginnt das Naturschutzgebiet. Im Landschaftsplan Gladbeck wird er wie folgt beschrieben; der Oberlauf des Nattbaches weist noch naturnahe, typische Bach und Auenstrukturen wie Hochstaudensäume, ausgedehnte Flachwasser -, bzw. . Vernässungsbereiche mit Schilf – und Röhrichtbeständen sowie bachbegleitende Gehölzstrukturen in Form von Ufergehölzen auf.

Leider hat der Schutz auf dem Papier (Landschaftsgesetz NRW und Bundesnaturschutzgesetz), den Nattbach im Oberlauf nicht vor negativen Einflüssen des Menschen bewahren können. So sind Ablagerungen von Bauschutt, Gartenabfälle und Müll, die verursache sind in der Regel die Anlieger wie die Kleingärtner aus Kleingartenanlage Nattbach und seit der teilweisen Fertigstellung des Neubaugebietes Wielandgarten die Hausbesitzer die diesem gesetzeswidrigen Treiben nachgehen. So wurden zum Beispiel bei Reinigungsaktionen der Stadt Gladbeck und der örtlichen Naturschutzverbände in den 1980er Jahren auf einer Fläche von 1, 5 Hektar ganze Lastwagenladungen an Müll gesammelt. Erst nach diesen Aktionen konnten weitere Arbeiten in Angriff genommen werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Ortsgruppe Gladbeck und der Verfasser vom Naturschutzbund Gladbeck führten Pflegemaßnahmen mehrere Jahre im auftragt der unteren Landschaftsbehörde des Kreises Recklinghausen durch. Im Winterhalbjahr wurden Hochstaudenfluren und Röhricht fachgerecht beschnitten.

An der Grenze des Naturschutzgebietes wurde über Jahrzehnte intensive Landwirtschaft betrieben, Mais und Getreide Anbau bestimmen das Bild. Heute wird die Örtlichkeit durch das Neubaugebiet Wielandstraße geprägt. Die durch den Bergbau entstandene Topographie im Gelände (Hangneigung) begünstigt in der Vergangenheit die Auswaschung von Dünger und Ackerboden durch den Regen. Das führt im Oberlauf des Nattbachs zu einer Nährstoffanreicherung! Das hat zu Folge, eine Veränderung der bachtypischen Pflanzengesellschaft, Brennesselfluren bestimmen das Erscheinungsbild der Aue. Bei einer Untersuchung aus dem Jahre 1987 der Uni-Essen Fachbereich Hydrobiologie stellte man fest, daß einige bachbewohnenden Insekten Ordnungen wie die Steinfliegen nicht vorhanden sind. Das Artenspektrum ist mit 47 Arten für einen Flachlandbach dieser Größe mittelmäßig.

In der Höhe der Kleingartenanlage Nattbach mündet er in ein Regenrückhaltebecken, dieses Bauwerk soll Hochwasserspitzen abfangen und einen geregelten Abfluß gewährleisten. Im weiteren Verlauf des Baches wird die menschliche Einflussnahme und Prägung immer deutlicher, das gilt besonders für den Mittel- und Unterlauf des Nattbaches. Danach ist er verrohrt und kommt erst im Bereich der Kleingartenanlage Linnerott nach der Unterquerung der Bahntrasse wieder ans Tageslicht. Wo er sich nach wenigen Metern in den Stensteich ergießt. Genau an diesem Bachabschnitt zwischen Bahntrasse und Stensteicheinlauf hat es einen naturnahen Ausbau des Nattbaches gegeben der im Jahre 2008 vollendet wurde.

Durch den früheren Bergbau bedingt gib es Schwankungen im Gefälle, das bedeutet das der Abfluß nicht mehr gesichert ist! Es müssen Pumpwerke gebaut und betrieben werden, um die nötige Vorflut zu gewährleisten. Davon Besitz der Nattbach zwei eines der Pumpwerke steht an der Landstraße, das andere an der Helmustraße in Brauck. Einen traurigen Anblick bietet er im Unterlauf, der Nattbach wurde zum Abwasservorfluter degradiert. In der Nähe der Welheimerstraße mündet er als Schatten sein Selbst in den Wittringer Mühlenbach und dann in die Boye. Im Zuge des naturnahen Umbaus des Emschersystemes und seiner Nebenbäche wird auch der Nattbach Unterlauf ab Horsterstraße eine naturnahe Umgestaltung erfahren, die im August – September des Jahres 2010 beginnen wird.

Michael Korn